
Geschichte
Diese Lokomotive wurde 1908 von der SLM Winterthur an das Gaswerk der Stadt Bern ausgeliefert.
Es handelt sich um eine Tenderlokomotive (Typ „Tigerli“). Der Lok wurde auf der 2,5 km langen und bis zu 35 ‰ steilen Werkbahn die Leistung ihrer 500 PS voll abverlangt. Ihre Aufgabe war es, die beladenen Kohlewagen im Bahnhof Wabern abzuholen, im Gaswerk zu den Entladestellen zu führen und mit den leeren Wagen wieder vom Aareufer an den Fuss des Gurtens hinaufzuziehen.
1952, exakt am Tag der Krönung von Queen Elisabeth II. von England, nimmt der legendäre Ernst Haefeli als Lokführer den Dienst auf der Gaswerkloki auf. Zur Feier des Tages tauft er seine „Gaswerk-Queen“ auf gut bernisch „Lisebethli“. Irgendwann gehen dann die letzten zwei Silben des Namens verloren – die Lok hat wohl ihre Bedienungsmannschaft genarrt oder geärgert – und aus dem „Lisebethli“ wird kurz und bündig die „Lise“. Unter diesem Namen verkehrt sie bis heute.
Ab 1961 erhält die „Lise“ Konkurrenz durch eine moderne Diesellok, den „Mutz“. Die Dampflok steht zwar immer noch betriebsbereit als Reserve in der Remise, den strengen Rangierdienst aber verrichtet nun der „Mutz“. Ab und zu aber, wenn dieser in Revision oder sonstwie unpässlich ist, wird die „Lise“ wieder angeheizt und darf sich auf den Werksgeleisen nützlich machen. 1967/68 stellt das Gaswerk Bern die Gasproduktion ein, der nicht mehr benötigte „Mutz“ wird an die Sihltahlbahn verkauft, und die „Lise“ soll verschrottet werden. Am Wabern-Dorffest 1968 dampft sie ein letztes Mal zur Freude vieler Passagiere mit zwei meist vollbesetzten Personenwagen zwischen Wabern Station und dem Gaswerkareal hin und her. Einigen hartnäckigen WIFAG-Lernenden gelingt es, den Gemeinderat der Stadt Bern zu überzeugen, dass die Dampflok erhalten bleiben müsse. So kauft die Stadt Bern dem Gaswerk die Lok ab und übergibt sie diesen Lehrlingen zur Revision.
Der Grundstein für die Gründung der Dampfbahn Bern (DBB) ist gelegt! Nach ihrer Revision wird die „Lise“ in Laupen auf der Sensetalbahn stationiert, von wo sie ab 1971 regelmässig für Dampfextrafahrten eingesetzt wird. Im Jahr 1993 schenkt die Stadt Bern der DBB die „Lise“, die bis dahin nur als Leihgabe zur Verfügung gestanden hat. Im Jahr 2004 erfolgt eine Neuberohrung des Kessels. 2005 muss die Lise vorübergehend abgestellt werden, da eine umfangreiche Reparatur an der Feuerbüchse ansteht. Von 2014 bis 2025 wird die Lok einer gründlichen Generalrevision unterzogen und steht nun wieder über Jahre treu im Betrieb der DBB.
Technische Daten
Allgemeine Daten

Bezeichnung | Nassdampf-Tenderlokomotive |
Achsfolge | C |
Baujahr | 1908 |
Erbauer | SLM |
Fabriknummer | 1901 |
NVR-Nummer | 90 85 0008 441-7 |
Kaufpreis im Herstellungsjahr | 42’000.– |
frühere Besitzer | Gaswerk Bern/Stadt Bern |
Leistung | 500 PS |
Höchstgeschwindigkeit | 45 km/h |
Zustand | Stationierung in Konolfingen Aktuell in Revision |
Masse und Gewichte
Länge über Puffer | 8445 mm |
Zylinderdurchmesser | 360 mm |
Kolbenhub | 500 mm |
Triebraddurchmesser | 1040 mm |
Achsstand total | 3120 mm |
Gewicht leer | 26 t |
Dienstgewicht | 34,5 t |
Adhäsionsgewicht | 34,5 t |
Kessel
Heizfläche Feuerbüchse | 5,6 m2 |
Heizfläche total | 57,3 m2 |
Rostfläche | 1,2 m2 |
Siederohre Anzahl | 120 Stk. Länge 3000 mm |
max. Dampfdruck | 12 bar |
Vorräte
Kohlevorrat | 1,7 t |
Wasservorrat | 4,2 m3 |
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